Außenansicht der Sternwarte
Außenansicht der Sternwarte mit voller Ausstattung

Die Sternwarte in Schömberg-Bieselsberg ist seit dem Herbst 2003 in Betrieb. Die günstige Lage eines Südhangs in knapp 600 Metern Höhe, mitten im dünn besiedelten Nordschwarzwald gibt diesem ehrgeizigen Projekt des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim einen idealen Standort. Langjährige Beobachtungen mit transportablen Teleskopen haben die Streulichtarmut und Nebelsicherheit dieser Lage bewiesen. Der tiefe Südhorizont erlaubt die Beobachtung und Fotografie südlichster Himmelsobjekte in Chemischer Ofen (Fornax), Walfisch, Schütze oder Skorpion.

Die Kuppel mit ihren 5,5m Durchmesser bietet extra viel Raum und wurde von Anfang an dafür vorgesehen, ein großes Teleskop zu beherbergen. Seit Ende 2014 hat ein großes Spiegelteleskop mit 50cm Durchmesser darin seine Heimat gefunden auf einer in Eigenarbeit erstellten Montierung die hohen Ansprüchen genügt. An seiner Seite befindet sich das hervorragende Linsenteleskop mit 15cm Öffnung, welches davor lange Jahre das Hauptinstrument war.

Auf der Sternwarte gibt es seit der Inbetriebnahme regelmäßige Führungen und Veranstaltungen für die Öffentlichkeit (siehe Termine). Meist finden diese Führungen am Abend statt, aber seit einigen Jahren haben wir im Sommer auch Sonnenführungen am Nachmittag im Programm. Gab es zu Beginn nur ein Führungsangebot pro Monat haben wir auf Grund der großen Nachfrage das Angebot auf zwei Führungstermine pro Monat erweitert an denen bei klarem Himmel die wundervollen Objekte des Nachthimmels oder die Sonne beobachtet werden können.

Auch beim jährlich statt findenden Astronomietag haben wir die Sternwarte zur Beobachtung geöffnet und können bei klarem Himmel jedes Jahr zahlreiche Besucher begrüßen und den faszinierenden Blick durch das Teleskop genießen lassen.

Richtfest der Sternwarte
Richtfest der Sternwarte

Die Grundsteinlegung erfolgte 1996 und nach dreijähriger Bauzeit war die Kuppel erstmals zur Sonnenfinsternis 1999 einsatzbereit. In den Jahren danach erfolgten noch einige Schritte wie die Drehung des Kuppelkranzes bis die Kuppel 2003 komplett fertiggestellt war und die eigentliche Bauphase abgeschlossen war.

Die Sternwarte besteht aus einem zweigeschossigen Kuppelbau von 5,5 Meter Durchmesser Das Untergeschoss dieses Gebäudes ist für die Computersteuerung und die sonstigen Betriebseinrichtungen des Teleskops genutzt.. In einigen Metern Abstand befindet sich ein kleines, mit Radiator beheizbares Aufenthaltsgebäude von 4 mal 4 Metern Ausdehnung. Der Kuppelbau selbst wird natürlich nicht geheizt, um beim Beobachten eine optimale Bildqualität sicherzustellen.

Im ersten Schritt war in der Sternwartenkuppel noch ein 150/2250mm Refraktor montiert, der auf einer einfachen Selbstbaumontierung lief, die hauptsächlich für die visuelle Beobachtung ausgelegt war.

Im Sommer/Herbst 2014 wurde die Sternwarte innen umgebaut. Die alte Selbstbaumontierung wich zunächst einem großen Betonsockel mit einer Grundfläche von 80 mal 80 Zentimetern. Auf diesem wurde dann im Herbst/Winter die extrem tragfähige Eigenbaumontierung installiert. Auf dieser wurde zunächst unser großer Stolz, das 50cm Newton-Teleskop (508/2100mm) angebracht. Die neue Montierung ist komplett per Handbox oder einem Computer steuerbar.

Anfang 2015 wurde dann unser Linsenteleskop mittels Rohrschellen als Zweitteleskop auf das große Newton-Teleskop gepackt. Dazu wurde die Elektrik überarbeitet und der Kuppelkranz mittels dreier Motoren bequem vom Beobachtungstisch steuerbar gemacht, so dass viel Handarbeit entfiel.

In Zukunft ist geplant, auch die Steuerung des Kuppelkranzes über den Computer zu ermöglichen, so dass auch längere Fotoserien ohne manuellen Eingriff möglich sind.

Das große 50cm-Spiegelteleskop
Das große 50cm-Spiegelteleskop

Hauptteleskop der Sternwarte Bieselsberg ist ein Spiegelfernrohr der Halb-Meter-Klasse. Es wird von parallaktischen, deutschen Montierung getragen, die von Vereinsmitgliedern selbst entworfen und auch größtenteils in Eigenarbeit erschaffen wurde. Diese gibt bei einem Eigengewicht von einigen hundert Kilogramm mit ihren 128 und 148 mm starken Achsen und Halb-Meter großen Schneckenradantrieben ein wahrlich imposantes Bild ab.

Die Lagerung des 508/2100 mm Newton-Hauptspiegels erfolgt in einer massiven 18-6-Punkt-Flotations-Hauptspiegelzelle um stets eine perfekte Oberflächengestalt des Spiegels zu gewährleisten. Ein etwas überdimensionierter Fangspiegel mit einer kleinen Achse von beachtlichen 125 mm garantiert eine optimale Ausleuchtung des Bildfeldes. Dazu dient auch ein großer 3-Zoll-Okularauszug um möglichst wenig Abschattung zu erreichen. Dieser motorisierte Auszug ermöglicht eine akkurate Bildfokussierung, die auch über einen Computer angesteuert werden kann. Rückseitig wurde eine Belüftung angebracht um den Temperaturausgleich möglichst immer zu gewährleisten und die Turbulenzen im Tubus auf ein Minimum zu reduzieren.

Die Steuerung erfolgt über entweder über eine Handbox oder optional auch über einen Computeranschluss. Mit den drehmomentstarken Motoren (SECM8 mit Getriebe) kann die Montierung punktgenau gesteuert werden und mit hoher Geschwindigkeit jedes Objekt des Himmels in kurzer Zeit anfahren.

Der angeflanschte 150/2250 mm Leitrefraktor (unser Linsenteleskop) ermöglicht selbst dann eine genaue Kontrolle der computergesteuerten Positionierung beim Fotografieren falls kein Off-Axis-Guider verwendet wird.

Unser 15cm Linsenteleskop
Unser 15cm Linsenteleskop

Im Vorfeld der Sonnenfinsternis am 11. August 1999 wurde im Kuppelbau zunächst das große Linsenteleskop in Betrieb genommen. Mit einer Öffnung von beachtlichen 150 mm und einer Brennweite von 2,25 Metern ist dieser Großrefraktor ein enorm leistungsfähiges Teleskop für die detaillierte Beobachtung vor allem der Objekte unseres Sonnensystems: Sonne, Mond und alle Planeten. Die Optik des Linsenteleskops stammt aus der Werkstatt des renommierten Fernrohrbauers "Lichtenknecker Optics" aus Belgien (vormals Weil der Stadt). Die hohe Qualität der Optik konnten wir zwischenzeitlich an einem Prüfinstitut der Uni Tübingen bestätigen lassen.

Das Teleskop wurde Anfang August 2003 auf einer sehr stabilen Selbstbau-Montierung (Leihgabe eines unserer Mitglieder) im fast fertig gestellten Kuppelbau in Bieselsberg installiert und mit allem Zubehör sowie einem 6x30 mm Sucher ausgestattet. Daneben nennen wir zahlreiche Okulare unser Eigen, so dass wir für jegliche Beobachtungsbedingungen die passende Vergrößerung wählen können.

Ferner gibt es einen Objektiv-Sonnenfilter aus Glas, der das Teleskop auch tagsüber nutzbar macht. Insbesondere bei Veranstaltungen, die tagsüber auf der Sternwarte stattfinden, ist der Sonnenfilter ein wichtiges Element der Sonderausstattung der Sternwarte Nordschwarzwald. Seit vielen Jahren bieten wir im Sommer regelmäßige Sonnenführungen durch, bei denen diese Konfiguration zum Einsatz kommt und die Sonnenflecken betrachtet werden können.

Auch wenn in in der Zwischenzeit das große Spiegelteleskop den größten Teil des Platzes unter der Kuppel der Sternwarte in Beschlag genommen hat, bleibt der Lichtenknecker-Refraktor eine optimale Ergänzung und dient auch als Leitfernrohr für die Fotografie sowie als zusätzlicher Beobachtungsplatz bei unseren regelmäßigen Führungen. Die Sternwarte Bieselsberg verfügt somit über eine hervorragend vielseitige Ausstattung an Teleskopen und ist für alle Beobachtungsvorlieben bestens gerüstet.

Sonnenbeobachtung mit dem Lunt
Sonnenbeobachtung mit dem Lunt

Schon seit Beginn der Führungen können wir mit unserem Linsenteleskop und dem dazugehörigen Objektiv-Sonnenfilter die Sonne beobachten. Dabei sieht man die sich ständig verändernden Sonnenflecken. Die Sonne bietet darüber hinaus aber auch spektakuläre Gasausbrüche, die man mit diesem Instrument nicht beobachten kann.

Um diese Lücke in unserem Angebot zu schließen wurde im Jahr 2012 ein Spezialteleskop angeschafft, ein Lunt LS60 (60/500mm). Dieses Teleskop filtert das Licht der Sonne, so dass nur das Licht des Wasserstoffgases der Sonne durchgelassen wird und man so die Gasverteilung sehen kann. So zeigen sich zum Beispiel die Gasausbrüche (Protuberanzen) als helle "Fransen" am Rand der Sonne und mehr Oberflächenstrukturen werden sichtbar.

Seit 2014 kann es auf einer vereinseigenen Montierung betrieben werden, die mobil aufgestellt werden kann. Oft wird es so auf der Beobachtungsplattform eingesetzt, zum Beispiel auch bei der teilweisen Sonnenfinsternis sowie dem Merkurtransit.

Vereinsmitglieder haben auch die Möglichkeit, sich dieses Gerät für eigene Beobachtungen daheim für ein paar Tage auszuleihen.